Sichem

Sichem
Sịchem
 
[hebräisch šeḥæm »Nacken«], in vorhellenistischer Zeit bedeutendste Stadt Mittelpalästinas, heute Ruinenhügel Tell Balata, 1,5 km südöstlich von Nablus. Durch die verkehrstechnisch und strategisch günstige Lage im Pass zwischen den Bergen Ebal und Garizim, zwischen Jordangraben und Mittelmeer, war Sichem zur Vorherrschaft über Mittelpalästina prädestiniert. Als bedeutende Kanaanäerstadt wird Sichem schon in den ägyptischen Ächtungstexten (19. Jahrhundert v. Chr.) erwähnt. Die biblische Überlieferung lokalisiert in Sichem den ersten Rastplatz und Altarbau Abrahams im verheißenen Land (1. Mose 12, 6 f.); Jakob erwirbt dort ein Grundstück (1. Mose 33, 19), das nach Josua 24, 32 als Grabstätte für Joseph dient. Der biblische Bericht über den so genannten »Landtag von Sichem« (Josua 24, 1—28) weist auf die zentrale kultische und politische Bedeutung Sichems für den israelitischen Stämmeverband hin. Besiedlungsspuren reichen bis ins 4. Jahrtausend v. Chr. zurück. Befestigungsanlagen sind aus der Hyksoszeit (etwa 1700-1550) erhalten (Kyklopenmauer, Palastanlage, Tor, Festungstempel). Aus den Amarnabriefen (14. Jahrhundert v. Chr.) ist Labaya, der Stadtkönig von Sichem, bekannt, der das gesamte mittelpalästinische Bergland kontrollierte, dann aber gestürzt wurde. Ähnlich versuchte Abimelech als Stadtkönig von Sichem im 12. Jahrhundert v. Chr. seine Macht auszuweiten, scheiterte aber ebenfalls, was zur Zerstörung Sichems führte (Richter 9). Nachdem Sichem israelitisch geworden war, wurde es unter Salomo wieder aufgebaut. Die Bedeutung Sichems für Israel noch in der Königszeit spiegelt 1. Könige 12: Rehabeam musste nach Sichem gehen, um sein Königtum bestätigen zu lassen, und Jerobeam I., nach der Reichsteilung König des Nordreiches, machte Sichem zur Hauptstadt, nachdem er dort zum König gewählt worden war. Erst als die Hauptstadt Israels nach Tirza verlegt wurde, verlor Sichem seine Vorrangstellung. Feldzüge der Ägypter (10. Jahrhundert v. Chr.) und Assyrer (722 v. Chr.) zerstörten die Stadt. Im 4. Jahrhundert v. Chr. nahm Sichem noch einmal einen Aufschwung, bevor Hyrkanos I. im Jahr 128 v. Chr. die Stadt endgültig zerstörte. (Nablus)
 
 
G. E. Wright: Shechem. The biography of a biblical city (London 1965);
 H. Weippert: Palästina in vorhellenist. Zeit (1988).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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